Artischocken – Feine grün-violette Distelknospen stilvoll genießen

von | 16.05.2020 | Tischkultur

Im Gegensatz zu vielen anderen Gemüsearten handelt es sich bei der Artischocke nicht um eine Frucht, sondern um die noch geschlossene Blütenknospe eines Distelgewächs.

Foto: Shutterstock

Schon die alten Ägypter schätzten sie, wie auch die Römer, als Delikatesse.Katharina von Medici brachte sie mit nach Paris, als sie 1533 Heinrich II heiratete. Lange Zeit wurden sie nur wegen ihrer medizinischen Wirkung auf Galle, Leber und Magen genutzt, aber im 18. Jahrhundert entdeckte der französische Adel die Artischocke als Edelgemüse. Dieser Knospe wurde eine gewisse aphrodisische Wirkung zugesprochen – und das wird es, übrigens bis heute.

Gerade in der Coronazeit, in der sehr oft das Körpergewicht etwas zugenommen hat, kann man dieses köstliche Gemüse schnell und unkompliziert zubereiten. Artischocken sind sehr kalorienarm und wohltuend für unsere Gesundheit. Im Ganzen gekocht und mit einer Sauce serviert sind sie als Vorspeise oder auch als Hauptgericht – je nach Größe oder Menge – ein Genuss im Frühsommer!!

Kurze Kochanleitung

Zuerst entfernen Sie den Stiel der Artischocke in dem sie ihn herausbrechen.

Anschließend reinigen Sie das Gemüse unter kaltem Wasser.

Man kann auch die Blattspitzen mit der Schere etwas kürzen.

Nehmen Sie einen großen Topf in den die Blüte ganz hineinpasst und füllen ihn mit Wasser.

Sobald das Wasser kocht, geben Sie etwas Salz und die Artischocke hinzu; gerne auch noch einige Scheiben Zitrone und lassen sie es köcheln.

Das Gemüse ist in der Regel (je nach Größe) in circa 35 bis 50 Minuten gar.

Wenn sich die Blätter leicht herausziehen lassen ist die Artischocke genießbar.

Sie werden oftmals lauwarm serviert.

Zu diesem Gemüse kann man verschiedene Saucen reichen, wie zum Beispiel:

Sauce Vinaigrette, Sauce Hollandaise, Cocktailsauce oder auch verschiedene Dips, hier ist der Phantasie keine Grenze gestezt.

Artischocken stielvoll genießen

Gegessen werden nur die Kelchblätter und der Boden, die wegen ihres leicht bitterlichen, etwas herbem Geschmacks geschätzt werden. Ganz gekochte Artischocken werden zum größten Teil mit den Fingern gegessen. Die gekochten Knospen werden mit einer Hand gehalten. Mit der anderen Hand zupfen Sie nach und nach von außen nach innen die Blätter ab. Diese haben eine Verdickung am Blattende. Tauchen Sie das Ende in eine Sauce, führen Sie es zum Mund und ziehen Sie das fleischige Blatt genüsslich durch die fest geschlossenen Zähne. Das zarte Fleisch bleibt im Mund zurück. Den ungenießbaren Rest legen Sie auf einen Ablageteller. So arbeiten Sie sich Blatt für Blatt bis ins Innere der Knospe vor.

Sobald Sie alle großen Blätter gezupft haben, kommen Sie an die kleineren, weichen violetten. Fassen Sie die kegelförmig aufgetürmten Blätter an der Spitze an und ziehen sie diese herunter. Auch das gehört zum delikaten Teil.

Sind alle Blätter verzehrt, oder möchten Sie zwischendurch zum Getränk greifen, reinigt man sich die Hände in einer Fingerschale die mit lauwarmen Wasser und einer Zitronenscheibe angefüllt ist oder einem feuchten Tuch. Anschließend trocknet man sich die Hände an einer separaten Serviette ab.

Sind alle Blätter entfernt stoßen Sie auf den nicht essbaren Teil der Artischocke das „Heu“!!

Wichtig: Das Heu sitzt kegelförmig auf dem besten Teil, dem Boden. Mit Messer und Gabel können Sie das Heu abheben und es auf dem Abfallteller entsorgen.

Nun liegt das Artischockenherz frei! Mit Messer und Gabel können Sie nun den schmackhaftesten Teil in mundgerechte Stücke schneiden und anschließend in die Sauce eintauchen und verzehren. Wenn Sie nach den Corona Kontaktbeschränkungen endlich wieder Ihre Freunde treffen und einladen dürfen, ist Artischockenessen eine sehr gesellige Angelegenheit.

Man sollte allerdings ein bisschen Zeit einplanen!


Manfred Lippert

Manfred Lippert ist seit mehr als vier Jahrzehnten in der internationalen Luxushotellerie aktiv.

Der Restaurant-Meister und Absolvent der Hotelfachschule Heidelberg hat sich in seiner Laufbahn im In- und Ausland immer dem Thema Umgangsformen gewidmet. Er vermittelt sein Wissen in Kursen und moderiert von ihm entwickelte Knigge-Menüs. Für die Steigenberger Hotel Group war der Etikette-Experte für die Aus- und Weiterbildung und die Durchführung von Trainings zuständig. Zu seinen vielfältigen Aufgaben gehörten die Erarbeitung von gastronomischen Qualitätsstandards und Vermittlung interkultureller Kompetenzen.

Heute widmet er sich mit seiner eigenen Firma täglich den Fragen, rund um  das Thema aktuelle Umgangsformen und zeitgemäßeTischkultur.

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