Let’s talk about …

von | 07.01.2023 | Allgemein, Werte, Gesellschaft

Werte sind tief verwurzelte Überzeugungen, Haltungen, Ideale, vielleicht auch Bedürfnisse oder allgemeine Zielvorstellungen.

Eigene Überzeugungen kann man teilen oder vertreten – meistens findet sich beim Gegenüber ein gemeinsamer Nenner. Im Deutschen Knigge-Rat sprechen wir zum Beispiel viel von Herzenshaltung und darüber, was gutes Benehmen ist. Gerade letzteres kann sich je nach Kontext und im Verlauf der Zeit vielleicht auch wandeln

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Adäquat oder verschwenderisch?

Was ist adäquat, was ist zeitgemäß, was ist in dieser neuen Situation noch angemessen? Fragen, die wir uns vor dem Hintergrund eines wenige Autostunden entfernt stattfindenden Krieges und einer damit einhergehenden Energiekrise noch intensiver stellen. Wir wollen, wir sollen, wir müssen unsere Ressourcen schonen… Aber müssen wir das immer und überall?

Beim Thema Werte werden Ihnen vielleicht auch die Begriffe Respekt, Toleranz, Offenheit, Unabhängigkeit, Privatsphäre, finanzielle Sicherheit, Kreativität, Optimismus, Familienorientierung, Erfolg, Professionalität, Perfektion, Gesundheit, Mitgefühl, Freundlichkeit, Ausdauer, Spontaneität, Vertrauen, Bescheidenheit, Treue, Spaß oder Höflichkeit in den Sinn kommen…

Gerade hier, finde ich, könnten wir ein bisschen verschwenderischer sein… Wir könnten Kreativität VERSPRÜHEN, Vertrauen SCHENKEN, Unabhängigkeit GEWÄHREN, wir könnten großzügig sein mit unserem Respekt, mit unserer Toleranz und in unserem Mitgefühl. Wir könnten optimistisch, höflich und bescheiden SEIN… Wir können so viel dazu beitragen, dass die Welt ein bisschen besser wird.

Ich bin es mir wert!

Ja, vielleicht sind wir „Gutmenschen“, die mehr belächelt und weniger ernst genommen werden. Dennoch, ich plädiere dafür: WIR sollten es uns auch selbst WERT sein. Kleines Beispiel: am Sonntagmorgen gehe ich regelmäßig zum Joggen in den Wald. Dabei grüße ich alle Menschen, die mir entgegenkommen oder die – weil ich einfach unglaublich langsam bin – an mir vorüberziehen. Die meisten haben sich bereits daran gewöhnt, freuen sich, grüßen zurück und verlieren zudem auch noch ein fröhliches Wort.

Viele sind überrascht, meistens freudig… Andere wiederum sind sehr mit sich beschäftigt und reagieren gar nicht. Weil sie mit einem Stöpsel im Ohr unterwegs oder gerade in ein anderes Gespräch vertieft sind. Das ist mir egal. Ich bleibe bei mir, ich grüße, weil ich grüßen will. Aus tiefster Überzeugung und weil ich es mir wert bin. Ja, ich will höflich sein und sei die Einbahnstraße noch so lang.

Wertschätzung und Wahrnehmung

Und dann gibt es die Menschen, denen es tatsächlich an Aufmerksamkeit und Wahrnehmung in ihrem Leben mangelt, die in dieser Woche zum ersten Mal gesehen oder angesprochen werden. Es kostet mich rein gar nichts, ihnen einen Morgengruß entgegenzurufen, ihnen eine Freude zu machen.

Das ist doch keine Verschwendung, das ist Herzenshaltung! Finde ich. Etwas, das sich vermehrt, wenn ich großzügig damit bin.

Das klitzekleine Dilemma

Allerdings – ich muss gestehen – bin auch ich manchmal beim Laufen durch den Wald in ein Gespräch vertieft, weshalb das Dilemma natürlich vorprogrammiert ist.  Natürlich gebührt meiner Lauf- und Gesprächspartnerin meine 100%ige Aufmerksamkeit, gleichzeitig gibt es aber den Reflex, der dem entgegenkommenden Läufer einen Gruß zurufen möchte…  In diesem Fall muss ich mich definitiv für meine Freundin entscheiden. Das Gespräch hat höchste Priorität. Dann tut es eben ein kurzes Winken oder ein freundliches Lächeln. Geht doch!

Anm.: Kennen Sie das Gedicht von Joachim Ringelnatz „Kürzeste Liebe“?


Melanie Mohr

Die Verwaltungs- und Betriebswirtin Melanie Mohr war 18 Jahre lang bei der Stadt Mainz tätig, bevor sie 2007 in die Staatskanzlei des Landes Rheinland-Pfalz wechselte. Als Chefin des Protokolls leitet sie das Referat Protokoll, Veranstaltungen, Orden und Ehrenzeichen – zunächst für Ministerpräsident Kurt Beck, seit 2013 für Ministerpräsidentin Malu Dreyer. In ihrer Freizeit beschäftigt sie sich mit Büchern, Yoga und Bewegung in der freien Natur.

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