Entschleunigung: Die Sehnsucht nach dem Dopamin-Kick

von | 03.11.2018 | Digitalisierung

Bei jedem Blick auf das Smartphone wird das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet. Forscher vermuten, dass in Deutschland bereits 100.000 Jugendliche Computersüchtig und weitere zwei Millionen gefährdet sind. Auf diesem Hintergrund hat der Deutsche Knigge-Rat in dieser Woche konkrete Empfehlungen zur Entschleunigung erarbeitet.

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Wie Digital Detox gelingen kann

“Die Zeit” berichtet von Smartphone-Abhängigkeit und fragt ihre Leser “Bin ich süchtig nach meinem Smartphone?” Soziologen beobachten die Vereinsamung, die durch die sozialen Netzwerke entstehen kann. Mediziner diagnostizieren Schlafstörungen und ein geschwächtes Immunsystem durch die Flut der digitalen Nachrichten.

Die Mitglieder des Deutschen Knigge-Rats empfehlen “Digital Detox”: Bewußt das Handy wegzulegen und Smartphone-freie Zeiten einzuplanen. Im Restaurant und bei Familienfeiern stört der ständige Blick auf das Gerät ohnehin die Kommunikation am Tisch. Auch bei persönlichen Gesprächen wirkt die parallele Nutzung des Handys respektlos gegenüber den anwesenden Personen.

Die Entgrenzung der Arbeit

Untersuchungen zeigen auf, das sich in Deutschland 30% der Beschäftigten ausgelaugt fühlen. Die flexiblen Arbeitswelten und die ständige Erreichbarkeit fördern den Stress vieler Arbeitnehmer. Im Deutschen Knigge-Rat diskutieren die Mitglieder, wie eine bewusste Entschleunigung gelingen kann.

Die konkrete Empfehlung: Bewährte Ankerrituale, die über Jahrzehnte hilfreich waren, sollten wieder eingeführt werden. Dazu zählt die Frühstückspause im Unternehmen oder der Spaziergang mit Kollegen nach dem Mittagessen.

Mut zur Selbstbegrenzung

Die Mitglieder des Knigge-Rats beobachten ein gesellschaftliches Diktat der Entgrenzung. Dazu zählt die unausgesprochene Erwartung von Chefs, dass die Mitarbeiter zuhause vor und nach der Arbeit ihre Mails checken und beantworten. Selbst im Urlaub spüren Beschäftigte den Druck, die beruflichen Nachrichten auf dem Handy zu sichten.

Auf diesem Hintergrund empfiehlt der Deutsche Knigge-Rat eine neue Form der Selbstbegrenzung: Im analogen Zeitalter wurde in den meisten Firmen die Briefpost einmal täglich den Mitarbeitern zugestellt. Heute wird der Arbeitsablauf permanent von ständig von elektronischen Nachrichten unterbrochen.

Bei der Entschleunigung hilft: Aktiv die Nachrichtenflut zu reduzieren, Mails nur zwei bis drei Mal pro Tag zu empfangen und direkt zu beantworten. Zudem die eigene Achtsamkeit trainieren und selbst zu spüren, wenn mir etwas nicht gut tut.

Darüberhinaus ist auch Mut gefragt: Selbstbewußt dem Vorgesetzten zu erklären, dass sie nicht bereit sind, berufliche Mails in der Freizeit zu bearbeiten oder in den Urlaub mitzunehmen.

Feelgood-Kompetenz

Eine weitere Möglichkeit zur Entschleunigung: Das direkte Gespräch mit Kollegen statt zum gleichen Sachverhalt mehrfach Mails hin und her zu schicken.

Im Privatleben empfiehlt der Knigge-Rat bewährte Rituale im Freundeskreis und reale Erlebnisse wieder zu aktivieren: Hauskonzerte, gemeinsames Kochen oder gemeinsame Spieleabende zu veranstalten, um neue Energie zu tanken.

Auch der Waldspaziergang ist eine gute Möglichkeit, um den Stress zu reduzieren, wie das Bestsellerbuch “Der Biophilia-Effekt” belegt.


Rainer Wälde

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