Zur Neuausgabe eines Klassikers (Penguin Edition)
Verstandesklugheit schützt uns nicht davor, dass wir uns lächerlich machen. Mit diesem Befund leitet der Freiherr Knigge sein legendäres Buch ein: «Wir sehen die klügsten, verständigsten Menschen im gemeinen Leben Schritte tun, wozu wir den Kopf schütteln müssen.» Das ist heute nicht anders als 1796, als die 5. verbesserte und vermehrte Auflage von Über den Umgang mit Menschen erschien.
Ein Buch, das gelesen haben sollte, wer sich in Gesellschaft begibt – egal, in welche!
Bloße Verstandesklugheit schützt uns nicht davor, in Fettnäpfchen zu treten, auf andere Menschen peinlich, übergriffig, gedankenlos, gönnerhaft herablassend oder rührend hilflos zu wirken – und all das bloß «durch den Mangel einer gewissen Gewandtheit», wie Knigge es nennt. Seinen Leserinnen und Lesern diese gewisse Gewandtheit näherzubringen war die Mission des Autors, eine Mission, die bis heute nichts an Dringlichkeit verloren hat. Denn wohin man blickt: kluge bis superkluge Leute, helle Köpfe, Intelligenzbestien, und doch so viel Ungeschick im Umgang miteinander. Bloß weil den Allermeisten zu ihrer Verstandesbildung die Herzensbildung fehlt.
Ein Leitfaden für ein zivilisiertes Miteinander – nie war es so wertvoll wie heute, in Zeiten von Digitalisierung und sozialen Medien.
Diese stilistisch überarbeitete und subtil entschlackte Neuausgabe möchte ihren Teil dazu beitragen, dass der gute alte Knigge auch im 21. Jahrhundert gelesen wird und weiterhin zur Verbreitung von Herzensbildung und gesellschaftlichen Gewandtheit beiträgt. «Der Freiherr Knigge», so schreibt Wolf Lepenies in seinem Nachwort, «ist der immer noch lesens- und bedenkenswerte Anwalt … der Auffassung, dass Benimm und Erkenntnis, sagen wir jetzt: Anstand und Erkenntnis nichts einander Fremdes sein müssen, dass sie sich ergänzen und sogar wechselseitig verstärken können.»