Mit Wertschätzung und Liebe gegen die Angst

von | 11.04.2020 | Allgemein, Werte

Es war einmal eine Zeit, da begegneten Menschen einander und grüßten sich mit Kopfnicken, einem kleinen Lächeln und einem freundlichen Blick. Umsichtig waren sie unterwegs, sie machten einander Platz und wahrten respektvollen Abstand. Alle standen geduldig an. Wer zuerst kam, wurde als Erster bedient. Es gab ein gutes Miteinander –Nachbarn sorgten für Nachbarn, Eltern hatten Zeit für ihre Kinder und alle freuten sich über Begegnungen und Gespräche.

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Kein Märchen und dennoch wunderbar

Es war einmal. So fangen viele Märchen an. Aktuell gleicht das Szenario weltweit eher einem Alptraum – und dennoch nimmt das, was gerade zwischen uns Menschen passiert, eine sehr positive Entwicklung, die vor wenigen Wochen weder denkbar noch hipp gewesen wäre. Die klassischen Werte erwachen in unserer Gesellschaft aus ihrem Dornröschen-Schlaf und kämpfen gegen das Böse.

Keine Worthülse, sondern gelebte Realität

In den letzten Wochen konnten wir das menschliche Gemüt in allen Facetten kennenlernen. Vieles, was wir da gesehen haben, war unverständlich und unerträglich, aber zwischenzeitlich wurden Egoismus und Ignoranz weitestgehend von Solidarität, Hilfsbereitschaft und Hingabe abgelöst.

Wenn wir die Entwicklung der vergangenen Jahre im Ganzen betrachten, war das so nicht unbedingt zu erwarten. Umso erfreulicher ist es -vor allem gerade dann, wenn es in einer Situation geschieht, in der es nicht nur emotional, sondern auch wirtschaftlich um die Wurst geht.

Die Grundwerte unserer Gesellschaft existieren – und funktionieren

Das ist die gute Seite dieser Medaille. Offensichtlich scheinen wir, wenn es darauf ankommt, doch noch das Hirn und das Herz auf der richtigen Stelle zu haben.

Ein Grund vor Stolz zu platzen, ist es allerdings nicht, denn das, was wir gerade tun – Rücksicht nehmen und uns respektvoll verhalten – sollte immer das Normalste der Welt und die Basis unseres Miteinanders sein.

COVID-19 sorgt dafür, dass wir uns daran nicht nur vage erinnern, sondern am eigenen Leib erfahren, dass die kleinsten Selbstverständlichkeiten wie in die Ellenbeuge-Niesen und höflich Abstand-Halten Leben retten können.

Gute Manieren kommen von Herzen

Es geht aber um weit mehr als um medizinische Hygiene, die wir mit dem richtigen Verhalten in den Griff bekommen. In den nächsten Wochen wird die Herzens-Hygiene entscheiden.

Ein Ende des Ausnahmezustands ist noch nicht in Griffweite und danach wird es nicht mehr sein wie zuvor. Für viele Menschen geht es um die Existenz, das Geld wird knapper, viele Tage im Home-Office, Kinder nicht in der Schule und eingeschränkte Bewegungsfreiheit, Sorgen um Erkrankte. Der Druck steigt weiter. Dieser Druck führt Menschen in den Krisen-Modus, so dass sie sich nicht immer adäquat verhalten können – und jetzt kommt es darauf an, dass wir mit unserem Herzen gut sehen, wie es der kleine Prinz schon sagt.

Die Herausforderung des steigenden Drucks

Viele Menschen haben Angst. Manche davon versuchen, sich auf einfache Art und Weise, Sicherheit zu schaffen und hamstern Klopapier. Andere betäuben ihre Angst und flüchten sich in Partys. Dass weder das Eine noch das Andere hilfreich und sinnvoll ist, brauchen wir nicht erwähnen, aber Kennzeichen einer Krise ist eben, dass logisches Denken nicht funktioniert, wenn das Hirn auf Panik umstellt.

Wir als Gesellschaft sollten uns hüten, auszugrenzen. Panik äußert sich bei jedem Menschen anders und keiner hat das richtige Rezept. Aber wir können uns an dem orientieren, was uns Adolph Freiherr Knigge schon ans Herz gelegt hat: Wir können schauen, womit es unserem Gegenüber gut geht.

Gegen Angst hilft Liebe

Wenn wir das weitermachen, was wir jetzt schon angefangen haben, dann können wir tatsächlich die Welt, zumindest momentan, ein bisschen besser machen: Toleranz für Menschen, die unter Druck sind, weiterhin Hilfsbereitschaft für unsere Nachbarn, Klarheit im eigenen Tun, Umsicht und Rücksichtnahme, wenn wir unterwegs sind, Dankbarkeit für die Menschen, die gerade für uns arbeiten und Höflichkeit, wenn wir um etwas bitten, beispielsweise um Zugehörigkeit, Mitmachen und Fair-Play.

Irgendwann wird die Corona-Zeit vorbei sein. Es wäre schön, wenn wir dann die Wertschätzung, die wir empfinden werden, wenn wir uns nicht mehr nur virtuell begegnen, sondern in den Arm nehmen können, wenn wir wieder im Zug miteinander fahren oder im Stau und an der Kasse neben einander stehen, beibehalten.

Dann hätte diese Zeit zumindest in dieser Hinsicht ein gutes Ende. Fast wie im Märchen.

Bleiben Sie wohlauf,

Ihre Evelyn Siller


Evelyn Siller

Evelyn Siller ist Executive Consultant für Wirkungsintelligenz, Trainerin und Autorin. Sie begleitet mit ihrer umfassenden Expertise seit vielen Jahren erfolgreich Unternehmen und Persönlichkeiten in Business und Politik in Sachen Stil, Auftreten und Wirkung.

Mehr zu ihr unter www.evelyn-siller.de

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