Es ist gerade nicht leicht, die Welt durch eine rosarote Brille zu sehen: Corona, der Ukraine-Krieg, die Energiekrise, die Klimaentwicklung machen uns Sorgen. Durch diese sorgenvolle Stimmung sinkt unser sowieso schon eher unterdurchschnittlich freundliches Miteinander noch weiter. Rücksichtslosigkeiten, fehlende Distanz, Beleidigungen und Naserümpfen ziehen sich durch unser tägliches Leben.
Doch gerade in nicht rosigen Zeiten zeigt sich der wahre Charakter: Im Sonnenschein ist es nicht schwer, zu strahlen, bei Regenwetter kostet das ein bisschen mehr Mühe – gerade dann ist es aber nötig. Denn genau dann wird das Leben viel leichter, wenn wir unseren Mit- und Nebenmenschen, wie Knigge es formuliert, etwas Sonne mitbringen. Dazu braucht es in der Regel nur ein Lächeln und ein freundliches Wort.
Eine Eins mit Sternchen ist es gar, wenn wir jemanden glücklich machen – mit einem kleinen, ernst gemeinten und von Herzen kommenden Kompliment.
Trauen Sie sich, andere glücklich zu machen?
Wann haben Sie denn das letzte Mal ein Kompliment bekommen? Oder sogar eines gemacht?
Das ist oftmals nämlich gar nicht so leicht.
Für den Komplimente-Geber ist es ein Schritt, der etwas Mut erfordert, da man eine persönliche Rückmeldung gibt und dabei nie sicher sein kann, wie das angesprochene Gegenüber darauf reagiert. Viele Menschen sind überfordert und unsicher, wenn sie eine unvermittelte und dazu noch positive Rückmeldung bekommen, weil wir heutzutage eher vom Bösen ausgehen und uns immer fragen, was der andere denn nun im Schilde führt. Etwas zu geben, einfach so- ohne Anlass und Spendenquittung – ist heute nicht mehr so üblich.
Gerade die unerwarteten Komplimente sind aber manchmal so schön, dass man sie ein Leben lang nicht vergisst.
Und dann ist da noch die Sache mit dem reziproken Glücklich-Machen: Es ist immer gut, sich zu trauen, anderen zu sagen, wenn man etwas gut, schön, großartig findet. Es beeinflusst nicht nur dessen Wohlbefinden, sondern auch für das eigene: Die Freude, die man schenkt, kehrt ins eigene Herz zurück – und falls es das Gegenüber nicht zu würdigen weiß, war man wenigstens charmant, was dieser Welt auch nicht schadet.
Komplimente- Bekommen – ein echter Glücks-Booster
Vielleicht macht aber genau diese kleine Bemerkung diesen Menschen in dieser Situation und an diesem Tag einfach stärker, glücklicher und spornt ihn an, weiterzumachen, sich nicht unterkriegen zu lassen und die Hoffnung nicht aufzugeben.
Durch das Kompliment bekommt man ein Gefühl, sichtbar zu sein, etwas an sich zu haben, das dem Gegenüber auf- und gefällt. Das ist meistens ein echter Glücks-Kick, denn Resonanz zu bekommen, gesehen und wahrgenommen zu werden, ist etwas so Wichtiges für unser eigenes Empfinden – vor allem auch für unser eigenes Glücklichsein mit uns.
Es ist die tatsächlich erfahrene und erlebte Rückmeldung, dass die Mühe, die ich mir gebe, auch bemerkt wird und dass das, was ich tue, jemandem anderen auffällt und etwas bedeutet.
Das ist im Übrigen auch wissenschaftlich bewiesen: Unser Gehirn freut sich richtig, wenn wir ein ernstgemeintes Kompliment bekommen. Es schüttet einen Glückshormon-Cocktail aus: Oxytocin, Opioide und Dopamin bringen uns sozusagen von innen zum Leuchten.
Komplimente – Annehmen – Ehrensache und Herzenssache
Ein Kompliment anzunehmen ist ebenfalls nicht immer einfach. Die meisten von uns neigen dazu, es herunterzuspielen und klein zu machen – was dann beim Komplimente-Gebenden einen leicht schalen Nachgeschmack zurücklässt, wie wenn ein Geschenk abgelehnt wird.
Es ist schade, wenn man ein Kompliment durch Hinter-Denken zerstört und nach dem Haken sucht. Nehmen wir es doch einfach als Zeichen, etwas Bemerkenswertes draufzuhaben oder auszustrahlen – und dass es Menschen gibt, die genau das sehen.
Freuen Sie sich und falls Ihnen vor lauter Überraschung nichts einfällt, was Sie dazu sagen können, dann genügt ein „Danke“ begleitet von einem Lächeln und der eigenen Herzensfreude.
Und wie genau: Was sage ich und was nicht?
Ein Kompliment sollte eine persönliche Rückmeldung sein. „ICH finde es beeindruckend, wie sportlich du bist.“
Es ist politisch korrekt: Wir sprechen vom schönen Kleid und nicht der Figur darin.
Im Business verzichten Sie auf Kompliment zu Äußerlichkeiten, sondern heben die gute Zusammenarbeit oder Arbeitsleitung hervor.
Im Kompliment ist kein Vergleich oder eine Bewertung enthalten: Nicht: „Heute wirkst Du aber viel gutgelaunter als gestern“. Besser: „Deine positive Ausstrahlung ist heute richtig ansteckend“.
Ziel ist es, etwas Positives zu sagen, und zwar so, dass es auch genauso ankommt.
Mit Kleinigkeiten kann man die Welt verändern
Wir können nicht die ganze Welt verändern, aber durchaus hat jeder von uns einen eigenen Kosmos und Wirkungsbereich, der gestaltet werden kann. Gestaltet wird oft mit Kleinigkeiten: Sie zeigen den wahren Charakter und die Größe und ergeben in Summe etwas Großes.
Komplimente sind solche Kleinigkeiten, die verändern helfen: Sie machen den Einzelnen glücklich und größer und insgesamt die Welt ein bisschen freundlicher und froher.
Trauen Sie sich und sehen Sie, welchen Einfluss Sie damit auch in schwierigen Zeiten auf Ihre Welt und die Menschen darin haben. Sagen Sie Ihren Frauen, Männern, Kindern, Freunden, Fremden, die etwas besonders Schönes an sich haben, wie gut Sie sie finden. Sie machen sie dadurch stolz und stark. Und sich selbst ebenfalls.
Vielleicht schaffen wir dadurch auch wieder ein anderes Miteinander und Klima, in dem wir gemeinsam sachlich und auf Augenhöhe alle zu einem Thema vorhandenen Standpunkte diskutieren können, um gerade in schwierigen Zeiten für alle gute Lösungen zu finden.
Aller Anfang ist ein kleiner Schritt. Oder ein kleines gutes Wort.
Machen Sie mit?