Knigge für Hochzeitsgäste

von | 05.07.2025 | Feierkultur, Gesellschaft, Umgangsformen

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In letzter Zeit höre ich an Samstagen frühmorgens oftmals das berühmte Schießen. Die Hochzeitssaison ist wieder in vollem Gange. Ich erinnere mich an meinen besonderen Tag, als ich um 5 Uhr früh von den jungen Burschen unseres Dorfes mit Kanonenschüssen geweckt wurde. So ein schöner Brauch, der bei uns im Süden Bayerns auch heute noch weiter lebt. Was wäre eine Hochzeit ohne Bräuche? Was wäre eine Hochzeit ohne Gäste? Wahrscheinlich ein eher ruhiges Event. Erst die Gäste machen aus einer Hochzeit ein wahres Fest. Um dabei peinliche Situationen zu vermeiden, gibt es für Hochzeitsgäste, zu denen natürlich auch die „Schießer“ gehören, einige Regeln.

 

Die Einladung verrät oft mehr, als man denkt

Wie schön ist es doch, die Einladung zu einer Hochzeit in Händen zu halten. Ich bin jedes Mal ganz begeistert und freue mich, dass mich das Brautpaar an diesem herausragenden Tag mit dabei haben möchte. Eine hohe Priorität sollte deshalb sein, so schnell wie möglich zu- oder abzusagen. Nur so können Braut und Bräutigam zuverlässig planen. Sich nicht zu melden ist ebenso unhöflich, wie am Hochzeitstag einfach nicht zu erscheinen.

Im Vorfeld sollte zudem abgeklärt werden, ob ich jemanden mitbringen darf. Mit einem spontanen Begleiter zu erscheinen, wird womöglich die Planung ziemlich durcheinanderbringen, v. a. wenn dies mehrere Gäste machen. Deshalb macht es Sinn, im Zuge der Zusage gleich nach dem „Plus One“ zu fragen, falls dies nicht schon in der Einladung angegeben ist.

Eine Einladung verrät nämlich oft mehr, als man denkt. Sind keine Hinweise zum Dresscode angegeben, kann dieser ganz einfach von der Location abgeleitet werden. Eine Hochzeitsfeier am Strand oder im Garten der Eltern verlangt ein entspannteres Outfit, als ein Empfang im Innenhof eines Schlosses.

 

Braut und Bräutigam nicht die Schau stehlen

Egal, wo die Hochzeit stattfindet, eine grundlegende Regel gilt überall: Braut und Bräutigam sind die Hauptpersonen. Ihnen darf an diesem so wunderbaren Tag nicht die Schau gestohlen werden. Alle Aufmerksamkeit soll auf den beiden liegen. Konkret heißt das: Trägt die Braut Weiß, ist diese Farbe in allen Schattierungen, wie z. B. Elfenbein, Eierschale, Creme, Champagner usw. für die anderen Damen tabu.

Wählen Sie als Gast auch keine schwarze Bekleidung. Diese erinnert zu sehr an ein Begräbnis und wird in unserer westlichen Kultur mit Trauer assoziiert. Obwohl der eine oder andere Hochzeitsgast bei der Trauung von Jeff Bezos und Lauren Sánchez am vergangenen Wochenende die Farbe Schwarz trug, kann ich dies nicht empfehlen. Natürlich wirkt Schwarz dramatisch und elegant. Doch, wie gesagt, für eine Hochzeit ist es einfach zu trist.

Eine weitere unangebrachte Farbe für Hochzeitsgäste ist Rot. Dieser laute Farbton zieht zu viel Aufmerksamkeit auf sich und ist einfach viel zu viel. Zu viel ist auch eine allzu freizügige und offenherzige Bekleidung. Der Tag gehört Braut und Bräutigam. Da ziehe ich als rücksichtsvoller Gast keine Blicke auf mich, sondern nehme mich selbst gerne zurück.

 

Ein Geschenk, das wirkliche Freude bereitet

Heutzutage ist der Hausstand bei vielen jungen Menschen schon komplett und sie kommunizieren in der Einladung den Wunsch nach Geldgeschenken. Doch, wieviel ist angebracht? Das hängt zum einen ab von der Beziehung zum Brautpaar. Nahe Familienangehörige, Trauzeugen und beste Freunde geben mehr, als Nachbarn oder Schulfreunde. Als einfache Faustregel gilt, dass die Kosten, die Braut und Bräutigam in etwa pro Person für die Hochzeit ausgeben, als Geschenk gegeben werden sollte.

Aber am wichtigsten ist es, sich Gedanken über das Geschenk zu machen und etwas zu geben, worüber sich das Brautpaar auch wirklich freuen wird. Selbst Geldgeschenke können mit viel Kreativität, Liebe und Humor verpackt werden. Hauptsache, es passt zum Hochzeitspaar und zeigt, dass sich der Gast mit der Frage des Schenkens auseinandergesetzt hat.

Das Geschenk bleibt übrigens während der kirchlichen oder standesamtlichen Trauung im Auto. Als Gast sind Sie viel freier und müssen nicht mit dem verpackten Gegenstand hantieren. Während der Feier im Anschluss an die Zeremonie ist normalerweise eine bestimmte Zeit eingeplant, um dem Brautpaar zu gratulieren und Geschenke zu überreichen. Dabei ist es angemessen – wie bei einer Begrüßung – zuerst der Dame, also der Braut die Glückwünsche zu überbringen, dann erst dem Bräutigam.

 

Gutes Benehmen bei Trauung und Feierlichkeit

„Fünf Minuten vor der Zeit, ist des Deutschen Pünktlichkeit.“ Obwohl oft als Klischee wahrgenommen, spiegelt dieses Sprichwort, wie hoch die Bedeutung von Pünktlichkeit in Deutschland ist. Bei einer Hochzeit ist es ratsam, mindestens zehn Minuten vor Beginn der Trauung zu erscheinen. Sind Sie mit einer wichtigen Aufgabe betraut, sind 30 Minuten sinnvoll. Dies zeigt Respekt und Zuverlässigkeit.

Falls Sie doch zu spät kommen, verhalten Sie sich einfach unauffällig und leise und nehmen in den hinteren Reihen Platz. Dabei gehen Sie am besten auf Zehenspitzen, um mit lauten Absätzen niemanden zu stören. Selbstverständlich bleibt das Handy während der Trauung aus. Lautes Reden oder ständiges Flüstern kann andere irritieren und sollte vermieden werden. Seien Sie aufmerksam, singen Sie mit und freuen Sie Sich mit dem Brautpaar. So kann die Trauung eine fröhliche Feier werden.

Für das anschließende Hochzeitsfest möchte ich nur erwähnen, dass Sie auf alle Fälle bis zu den Ehrentänzen bleiben sollten. Es wäre für das Brautpaar sicherlich schade, wenn nur noch wenige Gäste mit ihnen das Tanzbein schwingen würden. Falls Sie vor Braut und Bräutigam nach Hause müssen, verabschieden und bedanken Sie sich persönlich. Dies ist ein Muss und rundet auch für Sie diesen besonderen Tag ab.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Freude bei der nächsten Hochzeit, zu der Sie eingeladen sind.


Glaudia Chesnut

Glaudia Chestnut hat an der Gutshof Akademie die Ausbildung zum Personal Image Coach (IHK), zur zertifizierten Knigge-Trainerin sowie Wohnberaterin abgeschlossen. Gemeinsam mit ihrem Mann leitet sie das Hotel Inspiration im südostbayerischen Tittmoning. Nach ihrem Motto: manifest your best! unterstützt sie Menschen, ihre einzigartige Persönlichkeit zu entdecken und auf die bestmögliche Weise zum Strahlen zu bringen.

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