HAT PIPPI LANGSTRUMPF UMGANGSFORMEN?

von | 12.09.2020 | Allgemein, Gesellschaft, Umgangsformen, Kinder

Dieses Jahr feiert sie ihren 75ten Geburtstag – Pippi Langstrumpf, Heldin meiner Kindheit. Dieses mutige und starke Mädchen, das sich „widdewiddewitt“ die Welt so macht, wie sie ihr gefällt.

Foto: Pexels

 

Sie pfeift auf Konventionen, meistert Schwierigkeiten mit schier unerschütterlichem Selbstvertrauen und Optimismus und traut sich, Althergebrachtes radikal in Frage zu stellen. Ein absolutes „Enfant-terrible“ – zumal in den spießigen 60er Jahren der Bucherscheinung.

Warum schafft sie es trotzdem, uns so sympathisch zu erscheinen? – Weil sie getragen wird von Herzenswärme und Aufrichtigkeit. Sie stellt Dinge nicht in Frage, weil sie böse ist. Sondern weil sie den Sinn bestimmter Regeln einfach nicht verstehen kann. Sie zeigt neue Perspektiven und Wege auf. Zeigt, wie es anders auch gehen kann. Dabei bleibt sie immer in ihrer grundsätzlich den Mitmenschen zugewandten Haltung.

Und dann gibt es da noch Thomas und Annika. Erinnern Sie sich? Die beiden Nachbarskinder. Das totale Gegenteil von Pippi. Superbrav, angepasst, eher ängstlich. Sie entsprechen dem Bild der Vorzeigekinder der 60er Jahre. Immer sauber, adrett und geschniegelt. Höflich im Umgang mit Erwachsenen und absolut gehorsam. Sie tun, was man ihnen sagt, sind fleißig in der Schule und kommen pünktlich zum Abendessen. Und dann erscheint Pippi. Die beiden sind absolut fasziniert von ihr. Nach anfänglichem Zögern wagen sie sich mehr und mehr aus der Deckung. Sie verlassen zunehmend ihr regelkonformes Leben. Verlassen ihre Komfortzone und gehen mutig mit Pippi auf Abenteuerreise. Und wachsen dabei.

Für mich ist die Pippi Langstrumpf Geschichte eine schöne Metapher dafür, was gutes Benehmen ausmachen sollte. Was es NICHT ist: leere Floskeln, unreflektiertes Befolgen von Etikette-Regeln und gute Miene zum bösen Spiel.

Was es ist: Umstände, Regeln und Ansichten mutig zu hinterfragen. Es ist der Mut, zur eigenen Haltung zu stehen. Es ist der Mut, anders zu sein. Und es ist der Mut, dafür nicht immer von allen gemocht zu werden. Und wenn es gelingt, dies in einer grundsätzlich den anderen zugewandten Haltung, einer Haltung von Wertschätzung und Respekt (und damit sind wir wieder bei Herrn von Knigge) zu leben, dann entsteht wahre Authentizität im besten Sinne.

Ich glaube, wir brauchen gerade heute mehr von diesen Menschen, die den Mut haben, ihre Komfortzone zu verlassen, den Mund aufzumachen und Farbe zu bekennen – in einem konstruktiven Sinn. Wir alle brauchen den Mut, den Mund aufzumachen und die Dinge beim Namen zu nennen.

Darum, – wer willst du sein: Pippi oder Annika? Eben.


Louise Fiegel

Die Auftrittstrainerin Louise Fiegel zeigt ihren Kundinnen und Kunden, wie sie auf den großen und kleinen Bühnen ihres Lebens einen sympathischen, souveränen und authentischen Auftritt hinlegen können. 

Ihr Motto: Ausstrahlung ist immer das, was von Innen nach Außen strahlt.

Ihre Arbeitsweise: Pragmatisch, Positiv, auf den Punkt.

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