Ja, die Authentizität… , sie steht momentan ganz hoch im Kurs. Die Ratgeberliteratur ist voll mit Büchern zum Thema. Das reicht von “Authentisch führen”, über “Authentisch verkaufen”, bis hin zu “So bin ich. Von der Kunst, ehrlich und authentisch und einfach du selbst zu sein.” Und da stellt sich mir die Frage: ist das wirklich immer so gut? Also ich meine, so ganz ich selbst zu sein?
Ich bin mir sicher, auch Ihnen ist schon mal einer dieser sehr authentischen Armleuchter begegnet, die da so auf unserer Welt rumlaufen. Die den Begriff der Authentizität als Rechtfertigung für ihr eigenes Verhalten vor sich hertragen. Und da reicht die Palette von narzistischen Egomanen bis hin zu pöbelnden Menschen, die vor Flüchtlingsheimen randalieren. Die sind total authentisch in dem was sie da tun. Aber ist das deswegen gut?
Andererseits erlebe ich aber auch durchaus Menschen, die auf eine sehr überzeugende und auch sympathische Weise authentisch auftreten. Nehmen Sie Menschen, wie unseren Bundespräsidenten Joachim Gauck, den Dalai Lama oder Papst Franziskus. Drei prominente Menschen, die durchaus Klartext reden. Sagen was sie denken und dazu stehen.
Und da kann man sich ja schon mal die Frage stellen, was genau ist denn hier der Unterschied, der den Unterschied macht? Zwischen dem authentischen Pöbler und dem authentischen Charismatiker?
Ich glaube, der Schlüssel liegt in der Selbstreflektion. Ein Mensch, der sich mit sich selbst auseinandersetzt, der sich selbst hinterfragt, entwickelt ein gutes Gespür für seine Stärken und Schwächen und für seine Werte, für das, was ihm Richtung gibt (oder das, was ihn antreibt) in seinem Leben. Und wenn es diesem Menschen gelingt sich als der, der er ist, mit seinen Stärken und Schwächen anzunehmen, wenn er also im besten Sinne selbst-bewusst durchs Leben geht, dann entwickelt sich quasi zwangsläufig eine innere Haltung von grundlegender Wertschätzung und Respekt anderen Menschen gegenüber.
Und DAS ist die Grundlage für gut gelebte Authentizität.
Meine Empfehlung
1. Reflektierte Authentizität:
Lernen Sie sich selbst besser kennen! Fragen Sie sich: was ist mir wirklich wichtig in meinem Leben? Was sind meine Stärken? Und was kann ich nicht so gut? Was bringt mich auf die Palme?
2. Angemessene Authentizität:
Entwickeln Sie ein Gespür dafür, wann – also in welchen Situationen und in welchen Rollen wie viel Authentizität angebracht ist. Natürlich kann ich im Zusammensein mit guten Freunden deutlich authentischer sein, als im geschäftlichen Kontext oder auf anderen gesellschaftlichen Bühnen. Das heißt es geht immer um die Frage der Dosis, es geht um Angemessenheit.
Und hier kommt Freiherr Adolph von Knigge ins Spiel, der schon vor circa 250 Jahren sagte: „Lerne, den Ton der Gesellschaft anzunehmen, in der du dich befindest.“ Und hier geht es wohlgemerkt um den Ton, nicht um den Inhalt. Das bedeutet für mich: Natürlich bleibe ich mir selbst innerlich treu. Stehe zu meinen Meinungen und Überzeugungen. Gleichzeitig verfüge ich über das Fingerspitzengefühl, mein Verhalten der aktuellen Situation anzupassen.
Denn Eines ist klar: Authentizität darf kein Freifahrtschein für schlechtes Benehmen sein!
Meinen Kundinnen und Kunden mache ich folgendes Versprechen: “Ich sorge dafür, dass Sie auf den großen und kleinen Bühnen Ihres Lebens einen sympathischen, überzeugenden und authentischen Auftritt hinlegen.”
Ich glaube, es ist gut, authentisch zu leben, aber man muss sich nicht immer und überall authentisch aus-leben. Dann klappt es nämlich auch mit den beiden anderen Punkten: Sympathie und Überzeugungskraft.