Ich sitze bei traumhaft lauem Wetter auf meinem Balkon und genieße zum Tagesabschluss ein Glas sommerlichen Riesling. Die erfrischend fruchtigen Aromen wecken bei mir Erinnerungen an Palmen und tropischen Strände. Ich schließe meine Augen und lasse meine Gedanken schweifen.
Plötzlich durchzuckt mich ein Geräusch, kurzes Brummen gefolgt von einem „Ping“. Das Display meines Smartphones leuchtet auf und gibt mir nachdrücklich zu erkennen, dass ich eine neue Mitteilung bei Instagram erhalten habe. Kurz zuvor mit meinen Gedanken noch im Paradies, verspüre ich jetzt das Bedürfnis diesem kleinen Ding meine volle Aufmerksamkeit zu schenken. Es könnte ja etwas Wichtiges sein und man muss, wie es Tim Bendzko in einem seiner Lieder besingt, „nur noch kurz die Welt retten“.
Ich war danach fast etwas erschrocken, als ich realisierte wie sehr ich auf mein Smartphone fixiert bin und mich in gewissem Maß davon bestimmen lasse.
Die Magie der digitalen Anziehungskraft
Einer der Ursachen für dieses Verhalten ist der Botenstoff Dopamin. Dieser wird in unserem Gehirn ausgeschüttet, wenn wir beispielsweise ein lang angestrebtes Ziel erreichen oder eine neue Entdeckung machen. Hierzu zählt auch eine neue Nachricht oder ein Like für das aufregende Urlaubsbild, das man auf Instagram gepostet hat. Unser Belohnungssystem wird getriggert und wir erleben einen Glückszustand.
Leider verschwindet der Botenstoff nach kurzer Zeit wieder. Sehen wir auf dem Smartphone etwas Farbiges, das sich im besten Fall noch bewegt, erhöht sich die jeweils ausgeschüttete Dopamindosis und verstärkt das Hochgefühl. Wer das Game der Sozialen Medien versteht und diese mit regemäßigem und originellem Content füttert, dem ist ein Dopamin-Abo sicher.
Durch die fortlaufende Interaktion mit dem Smartphone trainiert man sich eine Gewohnheit an, aus der mit der Zeit ein festes Muster in unserem Gehirn entsteht. Der Aufmerksamkeitsräuber in Form von ständigen Blicken aufs Smartphone wird fester Bestandteil in unserem Tagesablauf. Junge Menschen sehen im Schnitt 150-mal pro Tag auf ihr Smartphone.
Aufmerksamkeitsräuber
Kontinuierliche Aufmerksamkeitsunterbrechungen beeinflussen unsere Konzentrationsfähigkeit. So ist die Aufmerksamkeitsspanne in den letzten drei Jahrzehnten durchschnittlich von 180 Sekunden auf mittlerweile 47 Sekunden gesunken.
Ich saß vor einiger Zeit in einem Café, in dem mir drei Personen auffielen, die dort verabredet waren. Alle hatten ihr Smartphone griffbereit und unterbrachen ihr Gespräch immer wieder, um nach den neusten Nachrichten zu sehen. Nach einiger Zeit waren alle auf ihr Display fixiert und saßen sich schweigend gegenüber.
Aufmerksamkeit ist nicht nur für das konzentrierte Arbeiten und das Hineindenken in Sachverhalte wichtig, sondern spielt eine ebenso bedeutende Rolle in der Kommunikation und im sozialen Miteinander.
Ich habe mich dazu entschieden zukünftig einen bewussteren digitalen Konsum zu leben. Gerade bei der Interaktion mit anderen Menschen geht es doch um eine aufmerksame und dem Gegenüber zugewandte Begegnung, kombiniert mit Respekt und Wertschätzung für die Lebenszeit, die man gemeinsam teilen darf.
Aufmerksamkeitsbooster: Digitales Detox
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Das Analoge hat Vorrang vor dem Digitalen.
Legen Sie bei Ihrem nächsten Besuch bei Freunden doch einmal alle digitalen Ablenkungen zur Seite und teilen Sie nicht nur Ihre Lebenszeit, sondern auch Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Ich bin immer wieder überrascht, welche Herzensnähe und Tiefe aus solchen Gesprächen erwachsen.
Eine klasse Idee finde ich hier die Telefonzelle vom Erfinder Hannes Schlottmann. Eine Pappkiste in der alle Handys geparkt werden, um mit den Menschen um mich herum ein gepflegtes Gespräch zu führen. Wer sein Smartphone aus der Zelle holt erhält als Strafe eine Aufgabe, wie das Erzählen eines Witzes.
Die britische Restaurantkette „Frankie & Benny´s“ ergänzte 2018 diese No-Phone-Box mit dem Anreiz, dass Kinder gratis essen, wenn die Eltern während dem Essen auf ihr Smartphone verzichten.
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Entnetzung – Einen Tag ohne Smartphone
Ein Trend, der langsam immer mehr zunimmt, ist das bewusste Abschalten aller digitalen Kanäle für einen bestimmten Zeitraum. Es ist für uns Menschen wichtig, in regelmäßigen Abständen alle Ablenkungen auszuschalten, um sich auf die Suche nach den persönlichen inneren Kraftquellen und Herzensbedürfnissen zu machen.
Lisa Mantler, mit ihrer Zwillingsschwester die bekannteste Influencerin Deutschlands, entschied sich, jeden Sonntag offline zu sein, um sich bewusst Zeit für wichtige Dinge in ihrem Leben einzuräumen. Ein super Vorbild, gerade für die junge Generation.
Die Zeit, die man sonst in sozialen Netzwerken verbringt, kann super genutzt werden, um z.B. ein Buch zu lesen.
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Lebe das Real Life
Kommunikation und das soziale Miteinander haben viel mit einem aufmerksamen Wahrnehmen der Menschen um mich herum zu tun. Gibt es ein besseres Lernfeld, als sich in Real Life Situationen zu begeben? Die Real Life Guys haben sich genau diesem Thema verschrieben. Sie bauen verrückte DIY Projekte, vom selbstgebauten U-Boot aus Badewannen bis hin zu einem Offroad Ketten-Tesla. Ihr Ziel: Menschen dazu motivieren, das Real Life gemeinsam mit Freunden abseits vom Bildschirm zu erleben.
Welche Erfahrungen haben Sie mit Digitalem Detox gemacht?
Haben Sie weitere spannende Inspirationen, um die Aufmerksamkeit im digitalen Zeitalter zu stärken?