Außen hui, innen pfui – vom Zusammenspiel der äußeren und inneren Etikette

von | 15.10.2022 | Knigge, Etikette

„Außen hui, innen pfui“, „Kleider machen Leute“, „Beurteile ein Buch nicht nach seinem Einband“ … diese und viele weitere Redewendungen zeigen den großen Zusammenhang zwischen den äußeren und inneren Aspekten der Etikette.

Foto: Shutterstock

Doch warum sollten wir uns im Alltag – und besonders im beruflichen – darüber Gedanken machen? Reichen großes Wissen und die entsprechende Fachkompetenz nicht aus, um seinen Berufsweg erfolgreich zu meistern? Nein. Fachwissen allein reicht heutzutage nicht aus, um im Berufsleben zu bestehen und Karriere zu machen. Soziale Kompetenzen sind von ebenso großer Bedeutung und bei Stellenbesetzungen oft sogar ein entscheidendes Kriterium.

Adäquates Auftreten und Outfit

Ein Sprichwort lautet „Kleider machen Leute“. Ich würde sogar sagen „Kleider machen Fach-Leute“. Die optische Erscheinung bestimmt den ersten Eindruck, wenn wir Anderen begegnen. Denn noch bevor wir miteinander reden oder uns zur Begrüßung berühren, nehmen wir unser Gegenüber in dessen Erscheinung wahr. Dazu gehören die Körperhaltung, die Gangart und die Kleidung.

Der Dresscode ist hier besonders wichtig. Er beschreibt die gewünschte, den Erwartungen entsprechende Kleidung im privaten und geschäftlichen Umfeld. Diese Erwartungen haben wir an unser Gegenüber, sie werden parallel aber auch an uns gestellt. Wer beispielsweise in eine Arztpraxis geht, erwartet wohl eher ein weißes Outfit; wer in eine Bank geht, eher einen formalen Kleidungsstil mit dunklen Farben; und wer zu einem Bewerbungsgespräch kommt, sollte sich informieren, was in der Firma oder Branche üblich ist und sich seiner Rolle entsprechend kleiden. Denn der Dresscode ist auch Ausdruck von Wertschätzung.

Adolph Freiherr Knigge sagt in seinem berühmten Buch „Über den Umgang mit Menschen“ (1788): „Wende einige größere Aufmerksamkeit auf Deinen Anzug, wenn Du in der großen Welt erscheinen willst. Man ist in Gesellschaft verstimmt, sobald man sich bewusst ist, in einer unangenehmen Ausstaffierung aufzutreten“. Kleidung wird also immer dann wichtig, wenn sie nicht stimmt! Ein unpassendes Outfit kann zu Irritationen und sogar zum Gefühl von fachlicher Inkompetenz führen. Ziel ist daher ein korrektes Outfit und adäquates Auftreten. Das bedeutet, sich gut auf das Umfeld, den Anlass, die Gesprächspartner und die gegenseitigen Rollenerwartungen vorzubereiten.

Wie im Innen so im Außen

Nehmen wir an, unser Gegenüber ist perfekt „außen hui“ gekleidet. Warum sollte man nun nicht nur auf die äußere Erscheinung achten? Warum nicht – im übertragenen Sinne – ein Buch nach seinem Einband beurteilen? Ganz einfach. Auch Zucker sieht aus wie Salz. Und der äußere Eindruck kann leicht täuschen und zu großen Überraschungen führen.

Unsere persönliche Einstellung und innere Haltung sind von elementarer Bedeutung. Sie sollten unserer Rolle entsprechen und im Umgang miteinander durch Höflichkeit, Respekt und Wertschätzung geprägt sein – auch in schwierigen Situationen. Man bedenke die Goldene Regel „Was Du nicht willst, das man Dir tu – das füg‘ auch keinem andern zu“. Wir prägen durch unsere innere Etikette unsere äußere Erscheinung. Im Idealfall sollte sich unsere positive innere Haltung in der entsprechend positiven, angemessenen äußeren Haltung wiederspiegeln. Und wir prägen dadurch auch die Menschen in unserem Umfeld sowie deren Verhalten. Für Unternehmer bedeutet das, dass sie mit ihrem Auftreten und ihrer Haltung die gesamte Kultur ihrer Firma prägen.

Wirkung und Auswirkung

„Wie Du reinrufst, so schallt es hinaus“. Wie wir den anderen begegnen, so kommt das Echo meist zurück. Adolph Freiherr Knigge schrieb dazu in seinem Buch: „Sei, was du bist, immer ganz und immer derselbe. Nicht heute warm, morgen kalt; heute grob, morgen höflich und zuckersüß”. Integrität bedeutet Verlässlichkeit. Und beide sind wichtige Werte im Umgang mit Anderen. Unser äußeres Verhalten zeigt unsere innere Haltung und umgekehrt. Sie sind miteinander verbunden wie die beiden Seiten einer Waage. Wer „außen hui und innen pfui“ ist, lebt meist im Schein und ist selten ganz authentisch und integer. Für ein authentisches, ehrliches Auftreten ist es wichtig, beide Seiten in eine positive Balance zu bringen.

Fazit

Beim Zusammenspiel der äußeren und inneren Etikette geht es um ein angemessenes, werteorientiertes, empathisches, souveränes und soziales Verhalten. Dies ist die Basis für ein wertschätzendes Miteinander, schafft Sicherheit und Souveränität. Ziel ist, den richtigen „Ton“ in jedem Moment zu finden und dabei authentisch zu bleiben. Die richtige Etikette ist ein wichtiger Erfolgsfaktor auf dem persönlichen (Berufs-)Weg, durch den eine gute Atmosphäre, Vertrauen und ein positives Image entstehen. Denn: Für den ersten Eindruck gibt es bekanntlich keine zweite Chance!


Silke Freudenberg

Silke Freudenberg ist Event-Expertin, zertifizierte Protokoll-Managerin und Coach. Seit über 20 Jahren unterstützt sie bundesweit Unternehmen und Einzelpersonen bei der Veranstaltungsorganisation, bei professionellen Auftritten sowie persönlichen und beruflichen Weichenstellungen.

Sie ist Vorbild-Unternehmerin des Bundeswirtschaftsministeriums für die Initiative „FRAUEN unternehmen“.

Bleiben Sie auf dem Laufenden.

Blog jetzt kostenlos abonnieren!