Als Frau in Führung gehen

von | 18.11.2017 | Umgangsformen

Ob es an der gläsernen Decke liegt, dass immer noch vergleichsweise wenig Frauen in Führungspositionen anzutreffen sind, ob wir doch eine Quote brauchen, – ich weiß es nicht. Was ich aber weiß: dass Frauen auf ihrem Weg nach oben immer wieder in die gleichen Fallen tappen. Und die sind „Frauen-gemacht“.

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Hier die drei wichtigsten: Die Harmoniefalle, die Bescheidenheitsfalle und die Perfektionsfalle.

Die Harmoniefalle:

Die große Stärke von Frauen – Empathie, Teamfähigkeit und Sorge für andere ist gleichzeitig ihre größte Schwäche. Frauen haben große Angst davor, Bindung zu verlieren und legen viel Wert auf Harmonie. Darum tun Frauen auch so unglaublich viel für Beziehungen und Gemeinschaften.

Wenn Sie eine Führungsposition einnehmen wollen, müssen Sie sich darauf einstellen, dass Sie nicht immer von allen gemocht werden. Wie sagt man so schön: auf dem Weg nach oben wird die Luft dünner. Dieses bei Frauen besonders ausgeprägte Bedürfnis nach Bindung und Harmonie äußert sich übrigens auch in der Sprache: während Männer klare Worte schätzen, nutzen Frauen häufig indirekte Sprache, mit vielen „hätte, sollte, eventuell, vielleicht-Formulierungen“.

Und zu guter Letzt: der Umgang mit Konkurrenz. Für Männer ein recht normaler Vorgang: Der bessere gewinnt. So einfach ist das. Sehen wir jede Woche auf dem Fußballplatz. Nach einer Niederlage geht ein Mann nach Hause, dreht sich nochmal um und sagt: “Und morgen komm ich wieder und dann werden wir ja sehen!“ Frauen vermeiden es in Konkurrenz zu gehen. „Oh – da ist schon eine Frau? Ok, dann geh ich wieder.“

Mein Tipp:

Lernen Sie zu unterscheiden: wann geht es wirklich darum empathisch zu sein, Leute ins Boot zu holen und wann geht es um Führungsstärke? Machen Sie klare Ansagen und rechtfertigen Sie sich nicht für alles, was Sie anschaffen. Wenn Sie mit Männern sprechen, sagen Sie klar, was Sie wollen. Ich garantiere Ihnen, die Männer werden Sie dafür lieben! – Und es klappt auch so viel besser.

Entwickeln Sie Strategien, um in dünner Luft in gutem Zustand zu bleiben. Lernen Sie, sich mental rauszuziehen, sich mit Ressourcen zu versorgen. Was tut Ihnen gut, wenn es stressig wird? Was können Sie tun, um sich wieder gut zu fühlen? Wie können Sie am besten abschalten, wenn Sie das Büro verlassen? Bauen Sie sich ein stabiles soziales Umfeld in Ihrem privaten Bereich auf.

Konkurrenz belebt das Geschäft! Stellen Sie sich selbstbewusst Konkurrenzsituationen. Üben Sie die Haltung: „Die bessere gewinnt.“ Nehmen Sie es sportlich.

Die Bescheidenheitsfalle:

Frauen glauben: wenn ich nur hart genug arbeite und gute Ergebnisse liefere, wird das jemand bemerken und ich werde befördert. Männer wissen: gute Leistung, hoher Arbeitseinsatz PLUS Eigenmarketing sind der Schlüssel zu Erfolg und beruflicher Karriere.

Die IBM hat vor einigen Jahren eine Studie in Auftrag gegeben, um heraus zu finden, welche Faktoren für das berufliche Fortkommen wichtig sind. Herausgekommen ist die 10 – 30 – 60 – Regel, die besagt Folgendes: Für Ihre Karriere machen Ihr Fachwissen, Ihr Können und Ihre Leistung 10% aus. 30% gehen auf das Konto „Image und Ruf“, also das, was die Leute über Sie denken, das was andere über Sie sagen. 60% gehen auf das Konto „Beziehungen und Bekanntheitsgrad“ – hier geht es um Ihre Netzwerke.

Mein Tipp:

Gehen Sie raus und zeigen Sie sich. Sprechen Sie über das, was Sie können, und machen Sie klar, wo Sie hinwollen. Seien Sie präsent in Meetings. Bitte schicken Sie nicht Ihren Kollegen, weil Sie so viel zu tun haben. Und wenn Sie in einem Meeting sitzen, dann SAGEN Sie auch etwas, denn sonst ist es so, als wären Sie nicht dagewesen.

Verabschieden Sie sich vom „fleißigen Lieschen“ – lassen Sie sich nicht jede Zusatzaufgabe aufhalsen, die im Unternehmen grade herumflattert. Sorgen Sie dafür, dass Sie Aufgaben bekommen, bei denen Sie zeigen können, was Sie draufhaben.

Übrigens noch etwas, was wir von Männern lernen können: Erfolge feiern! Für Männer ist es total selbstverständlich, auf dem Siegertreppchen zu stehen und sich feiern zu lassen, wenn sie etwas Tolles geleistet haben. Was machen wir Frauen? Wir sprechen Sätze wie: „Also, – ich hatte aber auch total viel Glück!“ oder „Ohne mein Team hätte ich das nie geschafft!“ – Nun ist es ja lobenswert, das Team mit ins Boot zu holen. Aber das geht doch auch anders!

Wie wäre es mit: „Vielen Dank, ich bin auch stolz auf den erfolgreichen Abschluss des Projekts. Und an der Stelle möchte ich mich auch noch ganz herzlich bei meinem Team bedanken, das mich so wunderbar unterstützt hat!“ – so haben Sie das Team dabei und behalten die Krone auf dem Kopf. Was ja auch richtig ist. Denn schließlich hätten Sie auch den Kopf hingehalten, wenn es schiefgegangen wäre.

Die Perfektionsfalle:

Die gute Nachricht zuerst: es geht immer noch der Mythos, dass Frauen da, wo Männer 100% leisten, mindestens150% leisten müssen. Das ist falsch. Richtig ist, dass Männer oft nach dem Pareto-Prinzip arbeiten: mit 20% Arbeitseinsatz 80% des gewünschten Ergebnisses erreichen. Und dann gehen die damit los!

Frauen neigen dazu, einen irren Aufwand zu betreiben, und haben häufig das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Ein Mann liest eine Stellenbeschreibung und sagt sich: „Hm, 60% der Anforderungen erfülle ich – das ist genau mein Job!“ Eine Frau würde sagen: „Toller Job, aber ich erfülle ja nur maximal 60% der Anforderungen – leider nichts für mich!“

Mein Tipp:

Glauben Sie an sich! Und haben Sie den Mut, sich auch mal große, neue Schuhe anzuziehen. Schuhe, in denen Sie am Anfang vielleicht noch ein wenig unsicher laufen. Ich verspreche Ihnen, da wachsen Sie rein! Seien Sie mutig und ergreifen Sie die Chancen, die sich Ihnen bieten! Und haben Sie den Mut, auch Fehler zu machen! Fehler sind wichtige Lernchancen auf Ihrem Weg nach oben!

Fazit:

Identifizieren Sie Ihre „Lieblingsfalle“. Stellen Sie sich ihr. Trainieren Sie, aus dieser Falle „auszusteigen“, indem Sie sich anders verhalten. Lernen Sie, diese Falle in Zukunft rechtzeitig zu erkennen, um erst gar nicht mehr rein zu tappen. Sie werden merken, irgendwann begegnen Sie dieser Falle kaum noch.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg in Ihren neuen Schuhen!


Louise Fiegel

Die Auftrittstrainerin Louise Fiegel zeigt ihren Kundinnen und Kunden, wie sie auf den großen und kleinen Bühnen ihres Lebens einen sympathischen, souveränen und authentischen Auftritt hinlegen können. 

Ihr Motto: Ausstrahlung ist immer das, was von Innen nach Außen strahlt.

Ihre Arbeitsweise: Pragmatisch, Positiv, auf den Punkt.

Bleiben Sie auf dem Laufenden.

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